Viele Verbraucher stecken noch in teuren Strom- und Gasverträgen. Dabei sind die Großhandelspreise seit Anfang 2023 gesunken. Kunden sollten über Vergleichsportale Einsparmöglichkeiten checken.

Die zweite Hälfte des Jahres 2022 war geprägt von der Angst vor steigenden Energiepreisen und der Furcht, dass die Gas-Reserven Deutschlands nicht über den Winter reichen. Die Energiepreise stiegen stark, eine gesetzliche Gas- und Strompreisbremse sollte verhindern, dass Haushalte und Unternehmen über Gebühr belastet werden. In dieser Phase gingen einige Energieanbieter in die Insolvenz. Ihre Kunden wurden automatisch den lokalen Grundversorgern zugeordnet. So wurde die Versorgung aufrechterhalten. In dieser Phase steigender Preise für Strom und Gas machte es keinen Sinn, einen alternativen Anbieter zu suchen. Die Preise waren fast überall gleich hoch.

Großhandelspreise sind auf Vorkrisen-Niveau gesunken
Das hat sich im Sommer 2023 grundlegend geändert. Millionen Haushalte haben jetzt wieder die Chance, in einen günstigeren Tarif zu wechseln. Teils hat sich der Gaspreis halbiert, der Strompreis ging oftmals um 40 Prozent zurück. Neuverträge sind so günstig wie seit Ende 2021 nicht mehr, also vor der durch den Ukraine-Krieg hervorgerufenen Energiekrise. „Aber noch ist diese Nachricht nicht bei allen Verbrauchern angekommen. Dabei sind die Großhandelspreise seit dem vergangenen Winter stark gesunken. Es herrscht wieder mehr Wettbewerb zwischen den Versorgern“ und zugunsten der Verbraucher, sagt Stefan Pásztor, Immobilienmakler und Hausverwalter in Essen und Vorsitzender des Ring Deutscher Makler (RDM) Essen.

Drei Gruppen profitieren von Vergünstigungen
Drei Gruppen profitieren vor allem: Erstens Kunden, die noch in teuren Sonderverträgen stecken, die bald auslaufen. Zweitens alle, die – wie geschildert -notgedrungen in die örtliche Grundversorgung fielen, als ihr Versorger Insolvenz anmelden musste sowie drittens Klienten, die von ihrem Versorger eine Preiserhöhung bekamen. Sie haben ein Sonderkündigungsrecht und können einen neuen, günstigeren Anbieter wählen.

Einen guten Marktüberblick geben Vergleichsportale wie Check24, Verifox und andere Plattformen. Eine Familie mit einem Verbrauch von 5.000 KWh kann nach Berechnungen von Check24 im Schnitt jährlich circa 800 Euro sparen. Beim Wechsel liegen die Tarife oft unterhalb der Preisbremse von 40 Cent pro kWh: Der durchschnittliche Strompreis für Neukunden lag Ende August 2023 im Schnitt bei 30,2 Cent pro kWh. Bei den Gaspreisen sind die Kosten teilweise noch stärker gesunken im Vergleich zur Hochphase im Winter 2022/23. Bei Neuverträgen liegen sie deutlich unterhalb der Gaspreisbremse von 12 Cent pro kWh.

Wechsel häufig innerhalb von zwei Wochen möglich
Gleichzeitig liegen noch immer viele Grundversorger-Verträge bei Gas und Strom deutlich über den Preisbremsen, die bis Ende April 2024 gelten soll. Diese Unternehmen sind eher zaghaft, Preisreduktionen bei den Großhandelspreisen an ihre Kunden weiterzugeben.

Wer wechselbereit ist, kann in der Regel innerhalb von zwei Wochen aus seinem bestehenden Vertrag aus- und in einen günstigeren Kontrakt einsteigen. Ausnahmen gelten bei Sondertarifen. Diese haben in der Regel eine Mindestlaufzeit. Wechselwillige müssen erst das Laufzeitende abwarten.