Die Immobilienpreise steigen mittlerweile in fast allen Regionen Deutschlands. War dieses Phänomen lange Zeit vor allem in Großstädten und ihrem nahen Umland festzustellen, so sind stärkere Erhöhungen zwischenzeitlich auch in Mittelstädten und Dörfern angekommen. Woran das liegt und warum es keine Aussicht auf Entspannung gibt.

Die Gründe für Preissteigerungen sind vielschichtig. Zunächst sind die Ausgaben für Bauland und Baumaterialien zu nennen. Baugrund hat sich laut Daten des Statistischen Bundesamts (Statista) in den zurückliegenden 20 Jahren von durchschnittlich 76 Euro auf 199 Euro erhöht. Vor allem in den Städten kletterten die Preise besonders stark. Aber auch bei gebrauchten Immobilien gab es starke Erhöhungen: Laut Statista kletterten zwischen 2009 und 2019 die Preise für Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser im Schnitt um 55 Prozent. Aber auch hier gibt es Ausreißer: In besonders begehrten Städten wie Düsseldorf, Frankfurt am Main oder München haben sich die Preise mehr als verdoppelt. In Essen mit einer stabileren Nachfrage haben sich in diesem Zeitraum die Preise um 23 Prozent erhöht. Dies geht aus dem regelmäßig veröffentlichten Preisspiegel des Ring Deutscher Makler (RDM) Essen hervor. Die durchschnittlichen Verbraucherpreise sind im Übrigen in dieser Phase um lediglich 14 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig hat eine höhere Nachfrage nach Immobilien die Kosten steigen lassen. Da sind zunächst Käufer, die ihre Immobilie selbst nutzen wollen. Gleichzeitig tummeln sich in Zeiten von Niedrigzinsen immer mehr private Anleger sowie Profis wie Versicherungen am Markt, die bevorzugt in Sachwerte investieren möchten. Oftmals liefern sie sich Bietergefechte um besonders begehrte Objekte. Weil viele jüngere Käufer von ihren Eltern oder Großeltern beim Erwerb finanziell unterstützt werden, finden fast alle Immobilien schnell Abnehmer. Das Nachsehen haben Menschen, die keine Rücklagen beziehungsweise keine finanzstarken Verwandten haben.

Pandemie leistete ebenfalls Beitrag zu Kostensteigerungen

Ein weiterer Kostentreiber, der erst seit einigen Jahren beziehungsweise Monaten feststellbar ist, sind die höheren Handwerker- und Materialpreise. Baufirmen haben immer häufiger beim aktuellen Bauboom Probleme, Personal zu finden. Während der Lockdowns konnten viele Mitarbeitende aus osteuropäischen Ländern nicht einreisen. Außerdem stiegen dank Mindestlohn und besseren Tarifverträgen die Stundenlöhne vieler Arbeiter, was ebenfalls die Kosten treibt.

Die Pandemie ließ zusätzlich die Materialkosten klettern. Seit Frühjahr 2020 sind die globalen Lieferwege beeinträchtigt. Somit ist es schwerer, Materialien beziehungsweise Vorprodukte für die Produktion vor allem aus Asien zu erhalten. Das gilt gleichermaßen für Holz, wie für Dämmmaterial oder einfache Kunststoffrohre. Viele Handwerksfirmen versuchen, ihre Mehrkosten an die Auftraggeber weiterzureichen.

Immer öfter verzögern sich wegen der beeinträchtigten Lieferketten bei Neubauten die Fertigstellungstermine.

Nicht vergessen sollte man die Steigerungen der Erwerbsnebenkosten, dabei vor allem die der Grunderwerbsteuer. Fast alle Bundesländer haben diese Abgabe in den zurückliegenden Jahren mehrfach erhöht. Und weil sich die Maklerprovision sowie die Gebühren für Notar und Grundbuch-Einträge am Immobilienpreis orientieren und diese fast immer höher liegen als vor zehn Jahren, erhöhten sich im Schlepptau auch diese Kaufnebenkosten.