Zahlreiche Hochschulen, günstige Büromieten, attraktive Industrielofts und die Nähe zur Industrie: Viele Aspekte sprechen für Unternehmensgründungen an der Ruhr.
Das Ruhrgebiet entwickelt sich zu einem wichtigen Nukleus für Start-Up-Unternehmen. An der Ruhr gibt es mit 22 Hochschulen so viele Studierende und Forschungsinstitute wie in keiner anderen Region Deutschlands. Außerdem sitzen in der Metropolregion viele Betriebe, die Kunden der neu geschaffenen Produkte und Dienstleistungen sein können. In Berlin, das bislang als Mekka der deutschen Gründerszene galt, fehlen häufig diese Business-Kunden. Allerdings sind in der Hauptstadt viele Investoren unterwegs, um in vielversprechende Ideen und Neugründungen zu investieren. Diese haben noch nicht unbedingt die Gründer-Szene im Westen auf dem Schirm und müssen noch angelockt werden.

Neben der wissenschaftlichen Struktur sprechen vor allem die Immobilienpreise für das Ruhrgebiet. Der Berliner Büromarkt ist seit einigen Jahren stark angespannt, die Büromieten können sich viele frischgebackene Selbstständige selten leisten. Während die Durchschnittsmieten in der Hauptstadt bei 28,30 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche liegen, müssen in Essen lediglich 9 Euro einkalkuliert werden, in Oberhausen 6,90 Euro und in Mülheim an der Ruhr 8 Euro. Dies geht aus dem aktuellen Immobilienpreisspiegel des Ring Deutscher Makler (RDM) hervor.

Essen: Historische Industriehallen bei Start-Ups beliebt
„Außerdem finden Start-Ups im Ruhrgebiet eher historische Industriehallen, die sie als Büro-Lofts mit offenen Grundrissen nutzen können. Solche begehrten Flächen sind in Berlin oder München Mangelware und sehr teuer“, erläutert Stefan Pásztor, Vorsitzender des RDM-Essen.

Das wissen auch die Vermieter: Im vergangenen Jahr kaufte beispielsweise die RAG-Stiftung zusammen mit EON die ehemaligen Krupp-Werkshallen im Essener Stadtzentrum, die über viele Jahre hinweg als Musicalstätte „Colosseum Theater“ genutzt wurden. In den denkmalgeschützten Hallen sollen in einem Innovationszentrum nun gezielt Start-Ups und Kreative eine neue Heimat finden. Auch das Areal der Zeche Zollverein bietet sich mit seinen zahlreichen Backstein-Hallen für Start-Ups an.

Zuletzt mehr Gründungen im Westen als in Berlin
Der jüngsten Studie des Bundesverbandes Deutscher Start-ups zufolge befanden sich im vergangenen Jahr die meisten neu gegründeten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen (19,1 Prozent); Berlin folgt mit einem Anteil von 17,1 Prozent. Im Ruhrgebiet kristallisieren sich zudem mehrere Schwerpunkte für Start-Ups in den einzelnen Städten heraus: Gesundheit in Essen, Cyber-Sicherheit in Bochum, künstliche Intelligenz und Roboter-Technik in Dortmund sowie Logistik in Duisburg.