Die Tage des Regionalflughafens Essen/ Mülheim sind bekanntlich gezählt. 2024 soll die letzte Maschine im Linienflug abheben, zehn Jahre später dann der letzte Privatflieger.

Auf den ersten Blick sollte man meinen, dass das Ende des Airports in weiter Ferne liegt. Allerdings machen sich die Planer schon heute Gedanken um eine Nachnutzung des Geländes. Dies ist durchaus angeraten, sollten für die Planungen eines so großen Geländes mindestens zehn Jahre veranschlagt werden. Dann könnte nach dem letzten Flieger zeitnah der erste Bagger anrücken.

In Sachen Nachnutzung wurde vor einigen Monaten ein Klimagutachten erstellt, das davor warnt, den Flughafen später mit zu vielen Gebäuden zu bebauen. Dann drohe die Kaltluftzufuhr in das Rumbachtal sowie die Mülheimer Innenstadt abgeschnitten zu werden. Besonders wichtig sei der Erhalt des nordöstlichen Bereichs des Flughafenareals als „grüne Lunge“. In Zeiten des Klimawandels sind solche Schneisen besonders wichtig. Innenstädte heizen sich bei hohen Temperaturen besonders stark auf und speichern lange die Hitze in Beton, Steinen und Asphalt.

In den ersten Workshops zur Umwidmung hatten die Beteiligten noch davon gesprochen, dass auf dem Gelände im Mülheimer Stadtteil Raadt einmal über 8.000 Menschen leben und über 2.000 arbeiten könnten. Diese Zahlen könnten nun nach unten angepasst werden. Eine Machbarkeitsstudie und ein Masterplan für das Gelände sollen weitere Ergebnisse liefern.

Weniger Bewohner nicht gleichbedeutend mit weniger Haushalten

Obwohl Prognosen davon ausgehen, dass Mülheim in den nächsten Jahren moderat an Einwohnern verliert, ist es kein Widerspruch, dennoch neuen Wohnraum zu errichten. Zum einen ist ein Rückgang an Bewohnern nicht gleichbedeutend damit, dass die Zahl der Haushalte sinkt. Denn immer mehr Menschen leben alleine, vor allem in Großstädten.

Zum anderen ist der Wohnungsbestand an der Ruhr im Vergleich zu anderen Ballungsregionen veraltet. Außerdem gilt, dass die Stadt, wenn sie neue Bewohner und zusätzliche qualifizierte Jobs anziehen will, auch adäquaten Wohnraum zur Verfügung stellen sollte. Aber langsam wird mehr in die Sanierung von Bestandswohnraum und Neubau investiert. Einer der Gründe ist, dass in den zurückliegenden Jahren die erzielbaren Mieten und Immobilienpreise stiegen. So können Investitionen in die Substanz und Gebäudeausstattung wie neue Bäder, Balkone und eine zeitgemäße Heizung auf die Miete umgelegt werden als früher. In Mülheim stiegen laut Analysen des Ring Deutscher Makler (RDM) Essen die Kaltmieten in guten Lagen zwischen 2008 und 2020 um 80 Prozent auf aktuell 9,80 Euro pro Quadratmeter.

Dass sich darüber hinaus höherwertiger Neubau lohnen kann, zeigt der Dortmunder Phoenix-See, an dessen Ufern teure Wohnungen und Häuser entstanden, zu Preisen und Mieten, die viele vor zehn Jahren in dieser Stadt nicht für möglich gehalten haben.